Regionaler Kunsthandel - eine Herausforderung für die Provenienzforschung?!
Der Kunsthandel ist für Museen verschiedener Größe immer eine wichtige Bezugsquelle, wenn die Sammlung gezielt erweitert werden soll. Neben den großen Auktionshäusern hat der regionale Kunst- und Antiquitätenhandel hierbei einen erheblichen Anteil. Für die Provenienzrecherche ergeben sich hier jedoch besondere Herausforderungen. Die Quellenlage ist nicht selten problematisch, gerade wenn weder Auktions- und Verkaufskataloge noch Geschäftsunterlagen überliefert sind. Daher soll die Tagung zur Vernetzung der Ergebnisse beitragen und eine Diskussion darüber anregen, wie trotz schwieriger Quellenlage eine bestmögliche Recherche stattfinden kann. Auch aus diesem Grund ist das Programm nicht nur für die Provenienzforschung in Norddeutschland von Interesse.
Abb.: Blick in die erste Ausstellung der Galerie von Garvens (Hannover) im Oktober 1920, © Herbert von Garvens-Garvensburg: Zwei Jahre Galerie von Garvens, Hannover 1922
Im ersten Teil der Tagung steht vor allem der regionale Kunsthandel in Hannover im Vordergrund, der für das Bomann-Museum zwischen 1933 und 1945 eine wichtige Bezugsquelle war, was Gegenstand des einführenden Beitrags ist. Die folgenden Vorträge erweitern das Bild und beleuchten die Beziehungen des örtlichen Kunsthandels zu den Museen in Hannover und Südniedersachsen. Dabei werden sowohl verschiedene Händlerbiografien als auch die Erkenntnisse zur Rolle des regionalen Kunsthandels beim NS-verfolgungsbedingten Kulturgutentzug herausgearbeitet.
Im zweiten Teil der Tagung wird dann zunächst der Blick auf die Veräußerung von jüdischem Umzugsgut in Bremen und Hamburg gerichtet, das nicht nur von Ortsansässigen, sondern auch von auswärtigen Personen und Händlern, u. a. aus Berlin, ersteigert wurde. Vorträge zur Hamburger Kunsthandlung Huelsmann und zu den Galeristen Herbert von Garvens und Otto Ralfs als Scouts der künstlerischen Avantgarde im Norden ergänzen das Bild.
Programm
9.45 | Registrierung/Anmeldung |
10.00 | Begrüßung und Einführung Susanne McDowell, Kulturdezernentin der Stadt Celle Dr. Uwe Hartmann, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste Dr. Jochen Meiners, Direktor der Celler Museen |
10.30 | Der Kunsthandel in Hannover: Bezugsquelle für die Sammlung des Bomann-Museums Celle Dr. des. Christopher M. Galler, Bomann-Museum Celle |
11.15 | NS-Geschäfte von Kunsthändlern in Hannover und die kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover Dr. Johannes Schwartz, Provenienzforschung Museen für Kulturgeschichteund Stadtarchiv der Landeshauptstadt Hannover |
11.45 | Zugänge von Hannoverschen Kunsthändlern in Landesbesitz - Beispiele aus dem Landesmuseum Hannover Dr. Claudia Andratschke, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover/Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen |
12.00 | Pause |
12.15 | Die Provenienzgeschichte eines Liebermann-Gemäldes: Ein kleiner Krimi Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen, Direktorin des Museums Kunst der Westküste, Föhr |
12.30 | Der Auktionator und der Antiquitätenhändler: Die Braunschweiger Brüder Friedrich und Theodor Gent Dr. Hansjörg Pötzsch, 3Landesmuseen Braunschweig |
12.45 | Die Antiquitätenhändler Pfanneberg, Seligmann und Oberdorfer im Spiegel stadtgeschichtlicher Sammlungen in Südniedersachsen Dr. Christian Riemenschneider, Landschaftsverband Südniedersachsen e. V. |
13.15 | Helmuth Rinnebach: Ein Kunsthändler im Einsatz für das „Protektorat Böhmen und Mähren“ Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg |
13.30 | Pause |
14.30 | Gerichtsvollzieher als Kunsthändler? – Die Versteigerungen des Übersiedlungsgutes jüdischer Emigranten in Hamburg und Bremen ab 1940 Dr. Kathrin Kleibl/Susanne Kiel, Deutsches Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven |
15.15 | Die Kunsthandlung F. K. A. Huelsmann (1938–1983) und die Museen in Niedersachsen Dr. Brigitte Reuter, Kunsthalle Bremen |
15.45 | Pause |
16.00 | Scouts der künstlerischen Avantgarde im Norden – Herbert von Garvens und Otto Ralfs als Sammler und Händler der Künstler Baumeister, Ensor, Jawlensky und Klee Dr. Annette Baumann, Provenienzforschung zum Kunstbesitz der Landeshauptstadt Hannover, Sprengel Museum Hannover |
16.30 | Abschlussdiskussion Moderation: Dr. Claudia Andratschke,Niedersächsisches Landesmuseum Hannover/Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen |
ANMELDUNG
Die Tagung wird in digitaler Form stattfinden. Ein Link mit dem Zugangscode für die Teilnahme wird in der Woche vor dem Termin zugeschickt. Daher wird um eine Anmeldung per E-Mail bis zum 21.02.2021 gebeten:
Tagungsorganisation und weitere Informationen:
Dr. des. Christopher M. Galler
Bomann-Museum Celle
Museum für Kulturgeschichte
Schloßplatz 7
29221 Celle
(05141) 12 45 05
Flyer-download
Abb.: Werbeanzeige des Händlers Erich Pfeiffer aus dem Adressbuch der Stadt Hannover für 1942