Die Tragödie des Menschen
14.01. – 30.12.2010
Kolumbus.
Anlässlich des 500. Jahrestages der Entdeckung Amerikas wurde Eberhard Schlotter mit einer Radiermappe zu den Reisen des Christoph Kolumbus beauftragt. In 46 Illustrationen schildert er den berühmten Seefahrer als Abenteurer und Fantasten, der seine persönlichen Motive, die Gier nach Gold und Ruhm, mit rücksichtsloser Brutalität verfolgte. Das Eindringen Christoph Kolumbus‘ in bis dahin unbekannte Gebiete brachte unermessliches Leid über die Bevölkerung und leitete den Untergang der indianischen Kulturen ein. Eberhard Schlotters kritischer Blick auf die verehrte Persönlichkeit der spanischen Geschichte hatte Konsequenzen: 17 Blätter durften in der spanischen Ausgabe nicht veröffentlicht werden.
Die Radiermappe entstand zwischen 1984 und 1988 und gehört zu den umfangreichsten graphischen Zyklen Eberhard Schlotters. Sie ist nicht als Reisedokumentation zu verstehen. Nach intensivem Quellenstudium, besonders der Tagebücher des Kolumbus und seiner Mitreisenden, greift der Künstler konkrete und historisch belegte Ereignisse auf und entwickelt in collageartigen Kompositionen bewegende Bildvisionen.
Eberhard Schlotter lebt seit 1956 überwiegend in Spanien. Er ist ein außerordentlicher Kenner des Landes, das er auf ausgedehnten Streifzügen erforscht hat. Ab 1976 führen ihn seine Reisen auch in außereuropäische Wirkungsstätten der ehemaligen Kolonialmacht. Intensive historische Recherchen und profunde Literaturkenntnisse sowie eine scharfe Beobachtungsgabe ermöglichen ihm als „Nicht-Spanier“ einen distanzierten und bisweilen kritischen Blick auf charakteristische Aspekte in Literatur, Geschichte und Gesellschaft der iberischen Halbinsel.
Zur Ausstellung erscheint eine CD mit den Abbildungen aller Radierungen incl. der in der Radiermappe enthaltenen Textauszüge aus zeitgenössischen Dokumenten und Berichten sowie zwei Einführungstexte.